„NACHgeschaut – Aachen 1942 und 2007“

Über einen Monat hinweg, vom 30 Mai bis zum 2. Juli, zeigte die Sammlung Crous des AKV in Zusammenarbeit mit dem Zeitungsverlag Aachen und der Sparkasse Aachen in deren Kundenhalle am Friedrich-Wilhelm-Platz eine Fotoausstellung. Sie trug den Titel: „NACHgeschaut – Aachen 1942-2007″. Es waren Bilddokumentationen zweier Aachener Fotografen, die in der Distanz von 65 Jahren den städtebaulichen Wandel in Gegenüberstellungen von einst und jetzt deutlich machten. Das Interesse in der Bevölkerung war so groß, dass die Ausstellung um zwei Wochen verlängert wurde.

Nach den ersten Bombardements auf Aachen im Jahr 1941hatte die Stadtverwaltung Aachen 1942 dem Architekten und Hobbyfotografen Hans Königs (1903 – 1988) den Auftrag erteilt, noch unzerstörte Straßenzeilen und Gebäude von stadtgeschichtlicher Bedeutung im Bild festzuhalten. Er selbst war ein Kenner der Stadthistorie, machte sich mit viel Engagement an die Arbeit und wurde dabei von gleichinteressierten Helfern unterstützt. So entstanden mehr als 1000 Fotodokumente. Noch konnte Königs nicht ahnen, dass ihm diese Fotografien in der Nachkriegszeit und Jahre später in seiner Funktion als Stadtkonservator bei der Sicherung und Restaurierung von Aachener Baudenkmälern eine entscheidende Hilfe sein würden.

Nach der Kapitulation Aachens hatte ihn Oppenhoff 1944 als erstes damit beauftragt, den Dom wieder aufzubauen. Zusammen mit Prälat Stephany führte er auch in Siegen die Verhandlungen zur Rückführung des Aachener Domschatzes.

Zunächst bei der Stadt Aachen in der Abteilung Denkmalschutz tätig, erfolgte 1953 seine Ernennung zum städtischen Baurat und in den Jahren von 1964 bis 1968 wirkte Königs in Aachen als Stadtkonservator. Ihm ist nicht nur die Rettung teilzerbombter, architektonisch bedeutsamer Wohnhäuser vor dem Abriss zu verdanken, sondern auch beispielsweise die Erhaltung und Restaurierung des Burtscheider Abteitores, der Vorburg des Ponttores, des heutigen Couvenmuseums am Hühnermarkt, des Couven-Pavillons am Lousberg, des Postwagens, des Elisenbrunnens und der Frankenburg. Nicht zu vergessen sind auch die Kleindenkmäler „Hühnerdieb“ und „Fischpüddelchen“, die er als Nachguss wieder anfertigen ließ. Wertvolle Fassaden zerstörter Häuser, wie zum Beispiel des Wespienhauses, ließ er demontieren und in Fassaden von Neubauten einlassen. Nicht Königs allerdings, sondern wohl einem amerikanischen Soldaten ist es zuzuschreiben, dass Fassadenteile des Aachener Rathauses und eines Aachener Stadttores nach Chicago verbracht wurden und sich dort heute neben Teilen der chinesischen Mauer, des Kölner Domes und der Pyramiden in der Fassade eines Verlagsgebäudes befinden, erfuhren die Besucher der Ausstellungseröffnung.

Nach einem Aufruf in der Presse waren der Sammlung Crous 2006 von einem privaten Sammler die in zehn Alben gesammelten Fotodokumente von Hans Königs angeboten worden, die die stadthistorische Sammlung dann erwarb. Es entstand die Idee, diesen historischen Bilddokumenten Momentaufnahmen der Gegenwart vom gleichen Standort aus und unter der gleichen Perspektive gegenüberzustellen. Diese interessante Aufgabe übernahm als Zeitzeuge der Aachener Bildjournalist Michael Jaspers. Sechs Monate lang war er mit der Kamera unterwegs, konnte den Standort einiger Fotodokumentationen von Hans Königs nicht mehr identifizieren. „Am meisten haben mir die Fotoarbeiten am Büchel imponiert und sind mir unter die Haut gegangen“, so Jaspers. Dort, wo früher das Hotel „Alter Monarch“ stand, befindet sich heute das profane Parkhaus und das alte „Kaiserbad“ wurde durch moderne Architektur ersetzt. Einige Fotos konnten darüber hinaus wegen Baustellen nicht gemacht werden. So entstanden insgesamt 40 von 60 geplanten Momentaufnahmen der Gegenwart, die in der Ausstellung auf Schautafeln den Dokumentationen von Königs gegenübergestellt sind.

Die Ausstellung stieß bereits bei der Eröffnungsveranstaltung auf breite Resonanz. Unter den Gästen waren auch Marianne Königs, die Witwe von Hans Königs sowie Liesel Lehrheuer und Elena Schulte, die beiden Töchter des Sammlers Helmut A. Crous. „400 Gäste heute bedeuten einen Besucherrekord für unsere Sammlung“, erklärte der Initiator der Ausstellung und Beiratsvorsitzende der Sammlung, Bernd Carl. „Nur, wer die Geschichte seiner Stadt kennt, kann sie lieben lernen“, hieß es weiter in seinen Begrüßungsworten. Und Kenntnisse über Aachen zu vermitteln, sei für den Traditionsverein AKV auch der Grund gewesen, die Sammlung für Nutzer der Präsenzbibliothek zu erwerben, zu pflegen und zu erweitern. Zugleich dankte der Beiratsvorsitzende der Kustodin der Sammlung, Ludwina Forst und ihrem ehrenamtlichen Team für die Betreuung der Vorbereitungen dieser Ausstellung.

Sehr informativ führte Ludwina Forst in Leben und Werk von Hans Königs ein, der bereits als 15-Jähriger dem Aachener Geschichtsverein beigetreten war und als Abiturient schon umfangreiche Quellenforschungen zur Stadtgeschichte betrieb. Obwohl er 1942 im Auftrag der Stadtverwaltung fotografiert habe, sei er als Spion verdächtigt und seine Leica-Kamera zunächst von der Gestapo beschlagnahmt worden. Später sei er ein bekannter Autor zahlreicher Publikationen zu Architektur und Stadtgeschichte Aachens geworden und wurde mit dem Rheinlandtaler geehrt.

„Es war eine spannende Zeitreise für alle, die Aachen lieben, auf die uns Frau Forst mitgenommen hat“, erklärte abschließend begeistert der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Aachen, Herbert Herpers, als gastgebender Hausherr.

Von Jutta Katsaitis-Schmitz

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