„Vom Denar zum Euro“

Das Rahmenprogramm zur Karlspreisverleihung 2011 wurde mit einer Münzausstellung in der Aachener Bank eröffnet. „Vom Denar zum Euro“ lautet das Thema der Ausstellung, die dort noch bis zum 17. Juni 2011 zu sehen ist. In vier Tischvitrinen werden Münzen der wichtigsten Leitwährungen Europas aus zwölf Jahrhunderten präsentiert: Vom karolingischen Denar über Sterling, Turnosgroschen, Goldgulden, Dukat und Taler bis hin zum Euro. Für die Sammlung Crous ist es von Vorteil, dass der Aachener Münzexperte und -sammler Heinz Kundolf seit einigen Monaten als Ehrenamtler in der Sammlung mitarbeitet. Zusammen mit Dr. Claus-Peter Meyer hatte er auch diese Münzausstellung gestaltet. Kundolf ist seit 40 Jahren Numismatiker und dabei auf Münzen spezialisiert, die einen Bezug zu Aachen haben.

In zwei der Tischvitrinen wird anhand der münzgeschichtlichen Entwicklung belegt, dass es nicht erst mit dem Euro, sondern bereits vom karolingischen Denar an eine einheitliche europäische Währung gab. Es war Karl der Große, der 793/794 in einer Münzreform den Denar zur Hauptmünze in Europa kreierte. Es zählte der innere Wert des Silbergehalts der Münze und bedurfte daher keiner Bezifferung. Aus einem Pfund, das entspricht 410 Gramm, wurden 240 Denare geprägt. Ein Modus Hafer (ca. neun Kilogramm) kostete damals einen Denar, ein Weizenbrot von einem Kilo einen Zehntel-Denar. Bei den Domausgrabungen im Jahr 2008 wurde ein Denar Karls des Großen mit dem Titel „CARLVS REX FR(ANCORVM)“ = Karl König der Franken, und der rückseitigen Aufschrift „METVLO“ gefunden. Er stammt aus Melle in Aquitanien. Dass er im Domfundament ausgegraben wurde, deutet auf die europaweite Gültigkeit der Münzen hin.

In der nachkarolingischen Zeit, etwa um 1000 bis 1300, wurden die Rechte der Münzprägung auch an Bischöfe und Reichsfürsten vergeben, was letztlich zu einer Art Inflation führte. Aus einem Vertrag des Jahres 1357 geht hervor, dass die Stadt Aachen Münzen mit der Aufschrift „MONETA VRBIS AQVENSIS“ = Münze der Stadt Aachen, schlagen durfte. Diese Vertragsmünze zeigt die Abbildung, die wir auch vom Dach des Karlsschreins kennen, in der Karl der Große den Dom der Gottesmutter widmet. Die erste Münze, die überhaupt eine Jahreszahl aufweist, stammt aus dem Jahr 1372 und ist eine Aachener Prägung. Ein Aachener Goldgulden aus der Zeit zwischen 1550 und 1600 wiederum zeigt die Abbildung der Strahlenkranzmadonna.

Die so genannten Krönungspfennige der Könige Rudolf von Habsburg, Adolf von Nassau, Albrecht von Österreich und Heinrich von Luxemburg, die zwischen 1273 und 1309 in Aachen gekrönt wurden, zeigen eine Krone unter einem Kirchengebäude bzw. die erste realistische Darstellung des Oktogons mit seinen damaligen Anbauten. Damit wurde erstmals eine Abbildung der Aachener Krönungskirche auch außerhalb Aachens bekannt gemacht. Insgesamt sind über 300 verschiedene Münzprägungen aus Aachen bekannt. Ende des 15. Jahrhunderts wurden in Tirol und im Erzgebirge große Silberfunde gemacht. Das führte auch in Aachen zur Prägung großer Silbertaler, die denselben Wert wie die bisherigen Goldmünzen hatten. Der Taler war im Kaiserreich noch bis 1915 als Drei-Mark-Stück in Umlauf.

In der dritten Tischvitrine werden die Serien des Euros gezeigt, die bisher von allen EU-Mitgliedstaaten in Umlauf gebracht wurden. Die vierte Tischvitrine schließlich zeigt ein Musterstück der Karlspreismedaille, die seit 1950 verliehen und für jeden Preisträger als Unikat angefertigt wird. Zu sehen sind auch Karlspreis-Gedenkmedaillen, die die Aachener Bank von 1982 bis 1998 herausgegeben hat.
Jutta Katsaitis-Schmitz

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