Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus

„Graue Eminenzen“ werden die Senatoren des AKV voller Respekt im Stillen genannt. Die gestandenen Herren, von denen jeder für sich über eine meist jahrzehntelange, karnevalistische Vita in den Reihen des Vereins verfügt, fühlen sich mitverantwortlich, dass der Aachener Karnevalsverein seinen Verpflichtungen in der Pflege des Brauchtums sowie in der Anpassung des Fastelovvends an die Neuzeit gerecht werden kann. Das gilt seit der Gründung des Senats am 16. Dezember 1937. Anlass hierzu war damals die finanzielle Lage des AKV mit einem Defizit von 1.100 Mark.

Angeregt durch den damaligen AKV-Präsidenten Jacques Königstein hatten sich daraufhin 17 honorige AKVer zusammengeschlossen, um zu helfen. 14 von ihnen hatten bereits zwei Jahre zuvor dem Festausschuss zur Vorbereitung des 75-jährigen Vereinsjubiläums angehört. Ihr engagiertes Sponsoring führte dazu, dass 1935 nicht nur die um ein Jahr zurückgestellten Jubiläumsfeierlichkeiten würdig begangen werden konnten, sondern dass es dem AKV auch möglich war, mit zwölf Wagen am Rosenmontagszug teilzunehmen. Darunter war zum ersten Mal ein Wagen der „Grauen Mäuse“. Sie waren ehemalige Ehrenhüte, die diesen Namen durch ihre grauen Jäckchen erhielten, die sie trugen.

Das ganze Vereinsvermögen, insbesondere das Archiv und die Protokoll-bücher über die Jahre von 1859 bis 1923, fielen dann den Bombennächten des zweiten Weltkriegs zum Opfer. Es verstand sich von selbst, dass die Senatoren nach dem Ende des Krieges dem AKV wieder helfend und beratend zur Seite standen. Das zeigte sich zum Beispiel 1950, als Hans II. Achilles erster Nachkriegsprinz wurde und seitdem alljährlich das Zepter eines Prinzen Karneval ein Geschenk der Senatoren ist, das der Senatspräsident bei der Prinzenproklamation überreicht. Der Senat stiftete auch 2009 dem AKV anlässlich seines 150jährigen Jubiläums eine neue Standarte.

Derzeit gehören 20 Senatoren und ein Aspirant dem AKV-Senat an. Rolf Lücker ist seit Oktober 2010 der jetzt neunte Präsident des Senats. Er ist seit 1988 AKV-Mitglied, erhielt 1998 die AKV-Ehrenmütze und war 2003 / 2004 AKV-Vizepräsident. Zusammen mit Rudolf Görres (seit 1993 Schatzmeister ) und Ricardo de Bernardi (seit 2005 Generalsekretär) bilden die drei Herren den amtierenden Vorstand, der die Strategie des Senats für die jeweilige Session festlegt.

Der als „Urgestein“ hoch geschätzte Karl-Heinz Schönberg (83) gehört dem Senat seit 1980 an und war sechs Jahre auch Senatspräsident. Die Senatoren Freddy Berndsen, Dieter Bischoff, Karl Schumacher und Bernd Carl sind E-hrenmitglieder des AKV.

Wie aber wird man AKV-Senator? Bewerben kann man sich nicht. Senator kann nur werden, wer vom Senat dazu angesprochen wird und bereit ist, sich sowohl zeitlich, als auch finanziell für den eingeschlagenen Kurs einzubringen. Dazu heißt es in der AKV-Satzung: „Der Senat ist ein Zusammenschluss bewährter Mitglieder, die sich die besondere Unterstützung des AKV zur Aufgabe gemacht haben. Er schlägt dem Elferrat neue Senatoren zur Ernennung vor und wählt in seiner Vollversammlung den Senatspräsidenten, der der Bestätigung durch den Elferrat bedarf“.

Der Brückenschlag zwischen Alt und Jung ist ein besonderes Anliegen der Senatoren. In den Ehrenhüten sehen sie den karnevalistischen Nachwuchs des AKV, den es zu fördern gilt. So können die Ehrenhüte seit einigen Jahren auch mit einem eigenen Wagen an den Rosenmontagszügen teilnehmen und den Jecken am Straßenrand großzügig „Klömpchere“ zuwerfen. Dass die Nachwuchs-AKVer aus ihrem Piratenlook schlüpften und seit der Session 2008 als schmucke Pagen Mädchenherzen höher schlagen lassen, wäre ohne die Großzügigkeit der Senatoren nicht möglich gewesen. Andererseits fühlt sich der Senat auch zur Vorbildfunktion verpflichtet und ist jederzeit bereit, aufgrund eigener Ehrenhut-Erfahrungen beratend zur Seite zu stehen.

Die Kontaktpflege zu den befreundeten Karnevalsvereinen ist zur Entlastung der Elferräte eine weitere Aufgabe, die der Senat übernommen hat. Es sind: der Trierer Heuschreck, die Ettlinger Narrengilde, die Dülkener Narrenakademie, die Ehrenfödlebürger von St. Gallen und die 1. Große Stolberger Karnevalsgesellschaft. „Seit e-inigen Jahren betreuen wir auch die Gäste der Festsitzungen Wider den tierischen Ernst während ihres Aachen-Aufenthalts, die dadurch hier Ansprechpartner finden, die ihnen bereits bekannt sind“, so Senatspräsident Lücker. Eine besondere Ehre war es für die Senatoren, als sie beim AKV-Ordensfest 2009 mit dem Jölde Hazz va Oche ausgezeichnet wurden.

Broschüre zum 75. Senatsjubiläum

Eine bebilderte Broschüre wird noch in der Session 2012 zum 75-jährigen Bestehen des AKV-Senats erscheinen. Autorin ist Senatorengattin Cilly Schumacher. Nach intensiven Recherchen beschreibt sie darin das Geschehen seit der Gründung des Senats am 16. Dezember 1937 bis heute. 17 Herren hatten sich auf Bitten Jacques Königsteins zum Senat zusammengeschlossen. Erster Senatspräsident wurde Otto Henrich. Heute ist Rolf Lücker der neunte Nachfolger im Amt. „Anhänglichkeit, Präsenz, Rat und Tat vor allem in finanzieller Art“ bescheinigt die Autorin den Senatoren, wie auch deren Devise: „Wir alle lieben Karneval“.

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