Spannender Parcours durch vier Jahrhunderte bei Ausstellung und
Buch „Ungebautes Aachen – die unsichtbare Stadt“

Mehr als 200 Aachener, denen die Geschichte ihrer Stadt am Herzen liegt, nahmen jetzt in der Sparkasse am Kaiser-Wilhelm-Platz an der Eröffnung einer Ausstellung der AKV-Sammlung Crous teil. Sie trägt den Titel: „Ungebautes Aachen – die unsichtbare Stadt“. An 24 Tafeln werden durch etwa 100 Fotografien und Skizzen zwölf von insgesamt 21 Projekten eines gleichnamigen Buches präsentiert, das soeben in der Schriftenreihe der AKV-Sammlung Crous als 3. Band erschienen ist. Es ist ein Parcours durch vier Jahrhunderte, den der Betrachter erlebt und damit seine Fantasie herausfordert, handelt es sich doch um Architekturentwürfe, die aus den unterschiedlichsten Gründen nie verwirklicht wurden. Die Ausstellung ist bis zum Freitag, 11. Oktober 2013 in der Schalterhalle der Sparkasse zu den Öffnungszeiten zu sehen.

Nie realisierte Bauvorhaben mit Fantasie betrachten

„Es lohnt sich durch die Ausstellung und das Buch die in vielen Facetten angedachten Bauvorhaben kennen zu lernen und sich dann zu fragen: was wäre wenn“, machte Hubert Herpers, als Vorstandsvorsitzender und Hausherr der Sparkasse die Gäste neugierig. Stände zum Beispiel ein Denkmal mit Karl dem Großen hoch zu Ross auf dem Katschhof, wäre dort nicht nur das jüngste Bundeswehrkonzert nicht möglich gewesen. „Sie brauchen beim Betrachten der Ausstellung nur ein bisschen Fantasie, wo Sie gern spazieren gehen möchten“, animierte Herpers die Zuhörer. Dieter Bischoff als Geschäftsführer der Sammlung gab eine kurze Einführung in deren Bestand mit allein 5000 Druckschriften und zeigte ihre Präsenz im Leben der Stadt durch Vorträge, Ausstellungen und Bücher auf. „Alle drei Aktivitäten erleben Sie hier heute Abend“, sagte Bischoff. Anhaltenden Beifall gab es, als er auf den engagierten Einsatz der zwanzig Ehrenamtler der Sammlung Crous hinwies. Zugleich warb er um neue Mitglieder für den Förderverein der Sammlung, bei einem Jahresbeitrag von 36 Euro. „Wir brauchen Sie, um die Sammlung zu erhalten und weiter ausbauen zu können“, appellierte Bischoff an die Anwesenden.

18 Autoren stellen 21 ungebaute Bauprojekte dar

Auf 224 Seiten des Buches: „Ungebautes Aachen – die unsichtbare Stadt“ stellen die Autoren in Text, Skizzen und Bildern Architekturentwürfe für Bauvorhaben in Aachen vor, die jedoch nie realisiert wurden. Es ist ein Buch, das sich nicht nur an Historiker, Stadtplaner und Architekten wendet, sondern ebenso an alle, denen Aachen ans Herz gewachsen ist. „Über 350 Jahre blicken wir in die Aachener Geschichte zurück und erfahren durch die ungebauten Projekte auch, wie die gesellschaftliche und politische Stimmung in dem jeweiligen Zeitabschnitt in Aachen war“, schreibt AKV-Präsident Dr. Werner Pfeil in seinem Vorwort. Er hatte vor eineinhalb Jahren im Internet eine Auflistung ungebauter Projekte zur Aachener Stadtgeschichte entdeckt, die der Kustos des Suermondt-Ludwig-Museums, Dr. Adam C. Oellers, erarbeitet hatte. Damit wurde Oellers zum  Ideengeber für das Buch, das auf Vorschlag von Dr. Pfeil durch die Sammlung Crous herausgegeben wurde.

Ein Dankeschön richtete Prof.  Dr. Frank Pohle an die 17 „Mittäter“ des Buches, die als Autoren eine alternative Geschichte Aachens beschreiben, die von Ideen, Visionen und nicht realisierten Projekten bestimmt war. Sie beginnt nach dem Stadtbrand 1656 mit der Planung eines Glockenturms für den Aachener Dom im Domhof und reicht bis hin zum Bauhaus Europa, dessen Planung 2005 begonnen hatte, der Entwurf dann jedoch durch einen Bürgerentscheid  am 10. Dezember 2006 nicht umgesetzt wurde. Das Aachen-Fans inhaltlich fesselnde und durch die Grafikerin Monika Korbanek sehr ansprechend gestaltete Buch ist ab sofort in der Mayerschen Buchhandlung zum Preis von 29.99 Euro erhältlich.

Erste Verleihung des ausgelobten Geschichtspreises

Der in Zusammenarbeit von der AKV-Sammlung Crous und dem Historischen Institut der RWTH Aachen ausgelobte Geschichtspreis wurde erstmals im Rahmen dieser Ausstellungseröffnung verliehen. Die Gutachten erstellten Prof. Dr. Dr. Armin Heinen und Jun.-Prof. Dr. Frank Pohle. In der Kategorie „Oberstufe Schüler“  erhielten Ella Rosenberg und Jannika Lorenz den Preis aus den Händen des AKV-Präsidenten für ihren Videobeitrag: „Hexenverfolgung in Aachen“. Beide Schülerinnen von St. Ursula hatten darin vor Ort  auf dem Königshügel, dem Hexenberg, den Rechtshistoriker Dietmar Kottmann interviewt. Beide Mädchen sind zwei „dicke Freundinnen“ und ist es ihr Erstlingswerk. Da Jannika, die einmal Fernsehjournalistin werden möchte, auf dem Höhenweg wohnt, entstand die Idee zum Film als dort eine Gedenktafel an die früheren Hexenverbrennungen dort enthüllt wurde. Interessenten, die den 20-minütigen Videofilm sehen möchten, wenden sich an Andrea Jansen bei der Sparkasse Aachen, Tel.: 444-4526.

In der Kategorie „Laien“ wurde kein Preis vergeben. Dafür gab es in der Kategorie „Profis“  ebenfalls zwei Preisträger. So erhielt Juliano de Assis Mendonca (30) die Auszeichnung für sein Buch: „Geschichte der Aktiengesellschaft für Kur- und Badebetrieb der Stadt Aachen 1914 – 1933“, das der Doktorand an der Universität Köln im Auftrag von Kur- und Verkehrsdirektor Werner Schlösser erarbeitet hatte. An Markus Maaßen (37)  ging der Preis für seine Magisterarbeit: „Der Weg in den Weltkrieg“ im Spiegel des „Echos der Gegenwart“. Mit großer historischer Verantwortung hatte der gebürtige Aachener in alten Zeitungen als Quelle recherchiert, da sich nur noch die älteste Generation an den Ersten Weltkrieg erinnert, dessen Ausbruch sich im kommenden Jahr 2014 zum 100. Mal jährt.

Sammlung Crous und der Karneval – zwei Standbeine des AKV

Nach der offiziellen Eröffnung der Ausstellung fanden die Stellwände mit den historischen Materialien breites Interesse und boten entsprechend genügenden Gesprächsstoff. Mitten hinein hielten plötzlich Überraschungsgäste mit klingendem Spiel Einzug. Es war die Eschweiler Scharwache von 1882 mit ihrem Kommandanten Simon Hendriks. Sie hatten zuvor am Internationalen Markscheider-Kongress in Aachen teilgenommen und machten nun nur eine kurze Stippvisite beim Aachener Karnevalsverein. Damit bestätigte sich einmal mehr, was Dieter Bischoff einleitend gesagt hatte: „Die Sammlung Crous und der Karneval sind die beiden Standbeine des AKV“.

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