Wenn der „Quellenhof“ zur närrischen Hofburg wird …

In einer Chronik der Zukunft wird man an jenen Karnevalssamstag, 2. Februar 2013 erinnern, als Prinz Karneval Thomas II. Sieberichs gegen 13.45 Uhr seine Hofburg „stürmte“, um dort mit dem Hofstaat bis zum Aschermittwoch zu residieren.

Der erste Karnevalsprinz aber, der überhaupt mit seinen Mannen an den letzten drei tollen Tagen und Nächten – und zwar noch brav durch die Tür – im „Quellenhof“ (heute Hotel Pullman Aachen Quellenhof) Quartier genommen hatte, war 1954 Julius I. Peters. Das wurde in unregelmäßiger Folge zur Tradition. Der Brauch aber, dass die Hofburg mit bewährter Hilfe durch die KG Oecher Spritzemänner „erstürmt“ werden musste, hat seine Wurzeln im Jahr 1975, als Hugo I. Holl Narrenherrscher war und die Spritzemänner dem Botscheder Jong eine besondere Gaudi liefern wollten. Sie holten ihn zu Beginn der tollen Tage über eine Feuerwehrleiter aus seiner Wohnung in der Burtscheider Altdorfstraße herab.

Daraus entstand peu á peu die Hofburg-Erstürmung über eine Feuerwehrleiter, sodass in mancher Session sogar ein Konvoi alter Löschfahrzeuge mit Drehleitern quer durch die Stadt zu der jeweiligen Hofburg eines Prinzen fuhr. So geschehen 1993 im Quellenhof mit Hubert II. Cosler und 1996 sehr spektakulär über die steile Leiter mit Hans VI. Peters. Dann war es erst wieder 2005 Dirk III. Chauvistré, der sogar über die Dachhöhe hinaus gehoben wurde, sodass er im Wind Angst um seine Prinzenmütze hatte. Die sechs folgenden Prinzen behielten beim Einzug den Boden unter den Füßen und erst 2012 war es wieder Rainer I. Cohnen, der zur Erstürmung von den Spritzemännern, den Aachener Stadtreitern sowie der Blauw Sjuut aus Heerlen begleitet wurde und über die Brüstung des Quellenhofbalkons kletterte.

Auf Prinz Thomas II. aber wartete 2013 bereits Hoteldirektor Walter Hubel auf dem Balkon über dem Hoteleingang als „Herbergsvater“. Er selbst ist ein gestandener Karnevalist, wie unschwer an der Uniform eines Rittmeisters der Lechenicher Stadtgarde zu erkennen war, die ihn durch eine Abordnung auch eskortierte. Darüber hinaus ist Walter Hubel im Jahr 2010 auf Lebenszeit zu einem aktiven Mitglied des Mainzer Carnevals Vereins (MCV) ernannt worden. Vom Balkon herab begrüßte er nun seinen närrischen Gast mit einer kleinen Büttenrede in Versform:

Gerade sollte Prinz Thomas II. durch die Oecher Spritzemänner mittels einer bereit stehenden Hubrettungsbühne in luftige Höhen gehievt werden, da erklang von oben herab auch der aktuelle Hit: „An Tagen wie dieser“, gesungen von Frank Stumvoll, Produzent der diesjährigen Prinzen-CD. Völlig überrascht verharrte Thomas II. zunächst einmal und alle Schaulustigen vor dem Hoteleingang sowie die Abordnungen von Aachener Karnevalsvereinen applaudierten. Nun aber setzte der Prinz zum Sturm an und die Spritzemänner manövrierten ihn über das Balkongitter. Dem nicht genug. Hoteldirektor Hubel konfrontierte Tollität zunächst mit den „10 Herbergsregeln des Quellenhofs“, in denen es unter anderem heißt:

1. Ich bin Dein Herbergsvater. Du sollst keine Herbergsväter neben mir haben.
2. Du sollst Deine Eltern immer ehren, da sie Dir Deine karnevalistische Laune in die Wiege gelegt haben.
3. Du sollst Dich nicht von betrunkene-n Dummköpfen provozieren lassen und Dich nicht mit ihnen prügeln.Vor allem nicht in der Elephant-Bar.
4. Du sollst keine fremden Frauen mit in Deine Kammer nehmen.

5. Du sollst keine Bademäntel, Schnaps-flaschen und Geschirr des Quellenhofs als Souvenirs begehren und schon gar nicht versehentlich einpacken.

„Wollt Ihr auch stets zu diesen Regeln steh’n, so antwortet nach jeder mit „Petri Heil!“ wandte sich der Herbergsvater an den Prinzen. Und so geschah es auch. Erst dann öffnete sich die Tür zu seiner Suite. Im Foyer des Kurmittelhauses fand im Anschluss ein Empfang statt, den Thomas II., sein Hofstaat und die Rathausgarde Öcher Duemjroefe unter ihrem Sessionsmotto: „Fiesta in der Rathaus-Arena“ mit einem eineinhalbstündigen Programm bereicherten.

Jutta Katsaitis-Schmitz

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