„Weststadt statt Weltstadt“ – Aachens Grenzerlebnisse von 1914 bis 1929. Eine dramatische Epoche Aachener Zeitgeschichte

In der Kundenhalle der Sparkasse Aachen am Friedrich-Wilhelm-Platz wurde am 9. September 2014 eine Ausstellung der AKV Sammlung Crous eröffnet, die auf 24 Tafeln mit Bilddokumenten anschaulich an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 bis hin zum Abzug der belgischen Besatzungstruppen aus Aachen 1929 erinnert. Annähernd 200 Besucher nahmen an der Ausstellungseröffnung teil und erhielten in einem informativen Vortrag von Dr. habil. Werner Tschacher vom Historischen Institut der RWTH Aachen einen Einblick in diese dramatische Epoche unserer Zeitgeschichte.

Gleichnamiger Bildband dokumentiert Themenvielfalt

Gleichzeitig wurde von der AKV Sammlung Crous unter demselben Titel ein reich bebildertes, 268 Seiten umfassendes Buch vorgestellt, in dem 27 Autoren 29 Beiträge veröffentlicht haben. Dabei reicht die Palette der Themen vom „Krieg als wirtschaftliche und gesellschaftliche Herausforderung“ über „die Lazarettstadt Aachen“, „von der Grenzstadt zur Frontstadt“, „die französisch-belgische Besatzungszeit“, den „Separatistenaufstand in Aachen 1923“, „die Anfänge des CHIOS in Aachen“ bis hin zu einem „Plädoyer für einen Überlebenskünstler namens Lennet Kann“. In ihrem Vorwort zum Buch kommen Rüdiger Haude und Werner Tschacher zu der Feststellung: „Will man dies historiographisch wiedergeben, dann ist das Vorgehen des vorliegenden Buches mit seinen vielfältigen heterogenen Fragestellungen und auch persönlichen Stilen der Autorinnen und Autoren wahrscheinlich ideal.“

Das Buch ist sowohl in der Mayerschen Buchhandlung, wie auch in der AKV Sammlung Crous, Kurhausstraße 2c erhältlich.

Anerkennungspreis für Brander Schülerprojekt

Nach Begrüßungs- und Einführungsworten durch den Hausherren der Sparkasse, den Vorstandsvorsitzenden Hubert Herpers und den AKV-Präsidenten Dr. Werner Pfeil wurde zunächst ein Projektkurs der 13. Klasse der Gesamtschule Brand mit einem Anerkennungspreis ausgezeichnet, den Kevin Gerats (19) und Projektleiter Michael Propers entgegennahmen. 18 Schüler hatten unter Anleitung des Geschichtslehrers in einem Projektkurs das Thema: „Der 9. November – deutscher Nationalfeiertag oder Gedenktag?“ bearbeitet. Da die eingereichten Arbeiten von Wissenschaftlern, Laien und Schülern zum wiederum ausgerufenen Geschichtspreis des AKV und des Historischen Instituts nicht für preiswürdig befunden wurden, wurden nun die jungen Forscher des Projektes die Gewinner eines Anerkennungspreises.

Ausstellung dokumentiert Schicksal der Menschen

Auf eine bewegende Reise durch eine hochbrisante Zeit entführte Dr. Tschacher sodann die fasziniert lauschenden Zuhörer. Wie gebannt folgten sie seinen Ausführungen über den Zeitraum der Konfrontation und Gewalt zwischen dem  Beginn des Ersten Weltkriegs am 4. August 1914 bis zum Abzug der belgischen Besatzungstruppen am 30. November 1929. „Es war der Zeitraum, der von Konfrontation und Gewalt gekennzeichnet war. Die durch die nationalstaatliche Grenzziehung von 1815 und durch die Entstehung Belgiens 1830 geprägte Struktur der Maasregion zerbrach im August 1914 und mit dieser Struktur auch die gute Nachbarschaft im Vierländereck: Deutschland, Belgien, Niederlande und Neutral-Moresnet“, so Tschacher. Ende Juli 1914 ließ die Berliner Regierung die Grenzübergänge in der Aachener Region sperren, der grenzüberschreitende Handel kam zum Erliegen. Entfremdung und Feindschaft lösten die vielen freundlichen Kontakte der Menschen im Alltag ab, hieß es im Vortrag. „Ein wesentliches Merkmal der Ausstellung ist, dass sie das Schicksal der Menschen in der Maasregion unmittelbar und anschaulich thematisiert“, betonte der Historiker. Die Ausstellung ist bis zum 11. Oktober 2014 zu besichtigen.

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